matthias franke | 23.03.1998

Geschäfte gehen ins Netz

Die neue Studie zu den Schwierigkeiten der Unternehmer mit Electronic Commerce

Das Feld von Electronic Commerce (EC) ist weit. Es reicht von einer einfachen Mail bis hin zum weitgehend automatisierten Austausch von Daten zwischen Applikationen, auch Electronic Data Interchange genannt. Dabei wird in jüngster Zeit der Bereich des Internet- beziehungswise World-Wide-Web-basierten Electronic Commerce immer bedeutender.

Alle Beteiligten versprechen sich von EC Gewinne. So hofft vor allem der Verbraucher, durch EC Geld zu sparen:

Doch aus Sicht der Unternehmen ist EC bei all den Vorteilen ein neuartiges Betätigungsfeld, auf dem man nur zögernd aktiv wird.

In einer europaweit bisher einmaligen Erhebung hat Gemini Consulting zusammen mit der Computer Zeitung 914 Unternehmervertreter aus Österreich, Deutschland und der Schweiz zu Hürden, Auswirkungen und strategischen Implikationen des Einsatzes von EC befragt.

Die Studie

Die Anpassung bestehender betrieblicher Abläufe ist für knapp die Hälfte der Unternhemer zu aufwendig, und die überwiegende Mehrheit führt an, daß regulatorische Defizite zum Beispiel für elektronisch signierte Verträge dem Erfolg des Electronic Commerce bislang im Weg stehen. Für 45 Prozent der Befragten ist die noch unzureichende Infrastruktur und die bestehende Vielfalt technischer Standards (40 Prozent) eine Hürde für den Erfolg des elektronischen Handels.

Auch bezüglich des Umgangs mit Haftung und Copyright bestehen für 67 Prozent der Befragten noch zu viele ungeklärte rechtliche Bedenken. 71 Prozent der Unternehmen sind der Meinung, ausreichend gängige Geschäftsgepflogenheiten hätten sich im elektronischen Geschäftsverkehr bislang noch nicht etabliert. Der in vielfältigen Stellenanzeigen erkennbare und in Publikationen oft kritisierte Mandel an Mitarbeitern mit entsprechenden Know-how wird von etwas mehr als der Hälfte der Unternehmervertreter bestätigt.

Mehr als die Hälfte der Befragten führt die zu hohen Telefongebühren als Grund für den unzureichenden Einsatz des EC ins Feld.

Die Diskussion um die Sicherheit elektronischer Zahlungen haben auch viele Firmen erfaßt: 66 Prozent der Unternehmervertreter geben an, daß das Fehlen einer sicheren Zahlung eine erhebliche Bremse für den Einsatz von EC darstellt. Die Mehrheit fürchtet, daß Online-Transaktionen nicht ausreichend beweisbar sind; ebenso vermissen 64 Prozent die vertrauliche Kommunikation.

Trotz all der Bedenken sind die meisten Unternehmen der Ansicht, daß ihr bisheriges Geschäft prinzipiell sehr gut auf das Internet übertragen ließe. Dabei fürchten jedoch fast 45 Prozent eine mangelnde Akzeptanz auf Kundenseite.

Nur 34 Prozent der Antwortenden schätzen die mangelnde Kompatibilität der verfügbaren Hard- und Software als Hindernis ein.

Fazit

Keine echten Hürden für den Erfolg von EC sind die vier restlichen Übel: das Geschäft ist nicht auf das Internet übertragbar, zu schneller technischer Wandel, zu komplizierte Technik, unzureichende Navigationsmöglichkeiten und mangelnde Kompatibilität.

Zumindest hiervon sollten sich Unternehmen nicht abschrecken lassen, aktiv in das EC-Geschäft einzusteigen. Auch Besserungen bei den Problemfeldern sind nämlich nur zu erwarten, wenn ein offenkuniges Interesse an der vorteilhaften Zukunftstechnologie besteht und mehr Unternehmen am EC teilnehmen. Wer sich keinen Wettbewerbsvorteil für die Zukunft verspielen will, sollte trotz der Probleme in das elektronische Geschäft einsteigen.