Blamage, Undank

Selbst das Überlisten der Polizei würde Werner nicht dauerhaft von dem befreien, **was ihn eigentlich quälte.
Der Undank der Umwelt gegenüber der Humanität, den Alten zu beseitigen, **war unerträglich genug.
Zu allem Übel hatte Werners Angst den humanitären Impuls immer aufgewogen, er **war nie zur Tat geschritten - also des Dankes aus anderem Grunde nicht **wert, aus dem er ihm verweigert **wurde.
Statt nämlich dankbar auf den vermeintlichen Befreier zu schauen, schien die Außenwelt Humanität mit verächtlichen, strafenden Blicken zu quitieren.
Völlig zu Unrecht - auch **wenn in diesem Falle Humanität als Mord gedeutet **wurde. Denn **was **war schon solch ein Mord; **was hätte Werner schon getan, **wenn er wirklich zu dem fähig gewesen wäre, **was ihm alle zutrauten:


"Du sprichst da von Undank und Skandal und Blamage, und fehlt eigentlich bloß noch das **Wort ›Unehre‹, dann hast du den Gipfel der Herrlichkeit erklommen. Undank. Willst du der klugen, immer heitren, immer unterhaltlichen Person, die **wenigstens sieben Felgentreus in die Tasche steckt - nächststehender Anverwandten ganz zu geschweigen -, willst du der die Datteln und Apfelsinen nachrechnen, die sie von unserer Majolikaschüssel, mit einer Venus und einem Cupido darauf, beiläufig eine lächerliche Pinselei, mit ihrer zierlichen Hand heruntergenommen hat?"

[Fontane: Frau Jenny Treibel, S. 235. (vgl. Fontane-RuE, Bd. 6, S. 416)]