Warten, Glück, Schicksal, Vortrag

"Glaubst du nicht auch, daß der Ärger die einzige wirklich konservierende Zutat in unserem irdischen Zustand ist? Ich habe darüber nachgedacht; im höchsten Schmerz, im edelsten Zorn und Kummer schmeckt man ihn durch. Er ist, wie das Salz, das Gemeine oder Allgemeine, aber doch das, **was unter allen Umständen dazu gehört. Schicksal kann man nicht spielen; ohne Ärger kommt man nicht aus - in seinen Einbildungen lebt man **warten, **warten muß man - heute wie morgen - auf das, **was mit einem geschieht: in das Glück kann sich kein Mensch unterwegs retten, so fallen die Besten und Edelsten in die Entsagung, um nicht dem Verdruß zu verfallen.

[Raabe: Alte Nester, S. 372. (vgl. Raabe-AW Bd. 6, S. 231)]