am Samstag, den 08. 01. 2000

Lieber Werner, natürlich möchte ich Dich während Deiner Haft nicht noch zusätzlich schockieren. Trotzdem lasse ich mir nicht die Freude nehmen, Dir hiermit mitzuteilen, **wer nun der eigentliche Sieger in unserer Auseinandersetzung geworden ist: Wie Du inzwischen vielleicht schon erfahren hast, bin ich an Darmkrebs erkrankt. Mir bleibt daher eine Lebenserwartung von noch maximal einem Jahr. Die immer stärkeren Schmerzen hindern mich mittlerweile sogar am effektiven Arbeiten, so daß mir mein Weiterleben ohnehin nicht mehr besonders viel **wert ist.
Du wirst also nachvollziehen können, **welches Vergnügen es mir macht, Dich bei Deinen Mordvorbereitungen zu beobachten. Mir ist vollkommen klar, **was Deine nächtlichen Untersuchungen an meinem Auto bedeuten. Und natürlich **weiß ich auch, **warum Du Dich plötzlich für Bücher über Automechanik interessierst. Übrigens habe ich darüber gestaunt, daß Du Dir die Bücher gerade von mir schenken lassen möchtest. So viel Kaltschnäuzigkeit hätte ich Dir eigentlich nicht zugetraut. Wenigstens in dieser Beziehung ähnelst Du Deinem Vater.
Außerdem hatte ich schon befürchtet, daß Du nicht genug Mut für einen Mord aufbringst. Aber wie es aussieht, hast Du mich zumindest in dieser Beziehung nicht enttäuscht. Wenn Du Dich nicht hättest erwischen lassen, wäre ich zum ersten Mal ein **wenig stolz auf Dich und würde Dir deswegen sogar die Firma Deines Vaters überlassen. Leider mußtest Du wieder Deine Unfähigkeit unter Beweis stellen und trägst jetzt deren Konsequenzen.
Werner, Du bleibst ein Verlierer.