am Dienstag, den 4.1.2000

Werner liebte es, ihre Demut ihm gegenüber auszukosten, verzieh ihr großmütig und ließ sich dann doch noch zu einem Gläschen Sekt herab. Das Gespräch entwickelte sich fast, wie beim letzten Zusammentreffen. Luise schien nur etwas zurückhaltender; vermutlich lag es daran, daß sie heute in Werners Zimmer saßen. Er hatte sich wie bei einem antiken römischen Gelage auf seinem Bett plaziert, sehnte sich aber trotz des Sekts nach einer Tasse Tee. Sie saß ihrerseits wiederum unsicher auf Werners einzigen Stuhl und sehnte sich, mit ihm den Platz zu tauschen und auf der gemütlicheren Pritsche sitzen zu dürfen. So hatte wieder einmal zwei Menschen einen **Wunsch, den sie nicht **wagten einander mitzuteilen; natürlich **wurde die Atmosphäre merklich gereizter und unbehaglicher. Werner überlegte, **woran das liegen könnte, kam zu keinem vernünftigen Ergebnis, gab schließlich resigniert die Grübelei auf und meinte, er müsse jetzt unbedingt etwas Essen gehen, sie könne ja gern mitkommen, sei eingeladen. Werner **war erstaunt mit **welchem Elan und **welcher Begeisterung, sie die Einladung annahm.