am Dienstag, den 4.1.2000

So saßen sie kurze Zeit später in einem chinesischen Restaurant. Werners Herz stockte, als er die Preise in der Karte inspizierte. Doch schnell rief er sich ins Gedächtnis, daß er jetzt der Firmenchef **war und sich so etwas leisten sollte. Werner überlegte, **warum er früher, als er es sich eigentlich garnicht leisten konnte vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken, jeden Preis für ein kultiviertes Essen gezahlt hätte. Reichtum schien sparsam zu machen, **weshalb er sich auch selbst reproduzierte. Werner lächelte und bestellte Sojakeimsalat, seine Begleiterin orderte das Huhn für unverschämte 27,- DM, aß aber nicht einmal auf. Werner fühlte sich ausgenutzt, ließ sich aber nichts anmerken. Er plauderte munter über sein bisheriges Studium, sprach über seine eigenen philosophisch Essays und hielt schließlich ein kleines Referat über Lao Tse, von dem Luise als Sinologin sichtlich beeindruckt **war. Sie **warf ihm lange bewundernde Kinderblicke zu und Werner fühlte sich wieder geschmeichelt. Schließlich gab er vor lauter guter Laune sogar noch ein kleines Trinkgeld.
Nach dem Essen besuchten sie noch etliche Kneipen, die Werner unbedingt noch kennenlernen mußte. Wenn Luise betrunken **war

konnte

sie regelrecht anstrengend autoritär sein. Werner spürte den Alkohol wie einen Pfropfen im Hals, der seine Gefühle vom Kopf fernhielt. So sah er seine Arme Gestikulieren, fand aber erst keinen Grund, dann keine Kraft und schließlich keinen Weg, sie wieder unter Kontrolle zu bringen. Das Denken schien nur noch lähmend langsam von statten zu gehen.