am Mittwoch, den 05.01.2000

Nachdem Werner auf diese Weise fast eine halbe Stunde durchlitten hatte, fiel seiner neuen Freundin endlich ein, daß sie ja Werners Post, die Zeitung und ein paar Brötchen mitgebracht hatte. Luise fand es äußert witzig, daß auch ein Brief ihres Vaters zwischen der üblichen Trauer- und Beileidspost **war. Werner erstarrte und begann erst langsam zu begreifen. Auf seine Rückfrage schaute Luise recht erstaunt. Sie hatte geglaubt, Werner wisse, daß sie die Tochter des faltigen Buchhalters und Betriebsrates **war, den er ja schon kennengelernt hatte. Schließlich **war Luise auf **Wunsch von Werners Onkel eigens aus ihrer kleinen **Wohnung ausgezogen, damit sie sich gegen ein kleines Honorar um den in Ungnade gefallenen Neffen des Chefs kümmern konnte. Werner **war zwar froh, daß Luise gleich freiwillig ihr kleines Geständnis machte, aber der Gedanke an den alten Onkel, der ihm noch in seinem 23sten Lebensjahr eine Gouvernante zur Seite gestellt hatte, ließ seinen Atem stocken. Werners Brille machte sich wieder einmal auf ihre Talfahrt den Nasenrücken herunter und das Aspirin schien nun plötzlich den Dienst aufzukündigen. Werner spürte eine bisher nicht gekannte Aggressivität in sich. Er verfluchte den Tod des Onkels, durch den er Werners Rache entzogen **war, und dachte daran, nun **wenigstens Luise etwas leiden zu lassen. Leider fiel ihm absolut nichts angemessenes ein, **was er ihr hätte antun können, so daß er nur in sich hineingrummelte, er **wolle sie kotzen sehen. Luise legte darauf verständnisvoll ihre kleine Hand auf Werners schmale Schulter und meinte im verständnisvollen Tonfall einer Pädagogin, Werner habe vollkommen Recht, sie fände das auch alles zum kotzen. Luise schien ihn wieder einmal nicht recht verstanden zu haben. Werner resigniert also und gab auch sein Vorhaben auf, sie **wegzuschicken. Schließlich konnte ihm Luise trotz allem noch nützlich sein; es **war also besser, noch einige Zeit höflich zu bleiben und ihre Gesellschaft zu ertragen.